Während
ich diese Zeilen tippe, sitze ich, nur mit einer Weihnachtsmannmütze bekleidet und
mit Lametta umwickelt, auf der Spitze des Weihnachtsbaumes, der im Stall neben
meinem Renntierschlitten steht. Es ist - auch für die Agnostiker und Atheisten
unter uns - die heilige Zeit.
Donnerstag, 12. Dezember 2013
Mittwoch, 13. November 2013
Er & Sie
Ein Mann ging in eine Bar und traf eine Frau.
Er war betört.
Er sprach sie an und offerierte ihr einen Cocktail.
Sie war entzückt.
Sie erzählte ihm von sich und zeigte ihr Lachen
Er war fasziniert.
Er war betört.
Er sprach sie an und offerierte ihr einen Cocktail.
Sie war entzückt.
Sie erzählte ihm von sich und zeigte ihr Lachen
Er war fasziniert.
Mittwoch, 30. Oktober 2013
Der himmlische Krieger
Ich
sprach gerade mit dem Barkeeper über die Wichtigkeit frischer Limetten in
Daiquiris, als der Kerl neben mich trat und dem Barkeeper mit tiefer Stimme
zuraunte:
„‘n Bier. Gross.“
„‘n Bier. Gross.“
Ich sah
den Kerl aus den Augenwinkeln an. Zuerst dachte ich, dass ich schon besoffen
sei. Aber als ich meinen Kopf drehte, stellte ich fest, dass ich richtig gesehen hatte. Er
war mindestens zwei Meter gross und auch fast so breit. Er trug eine Lederjacke
mit Fransen und Aufnähern, zerschlissene Jeans und hatte lange Haare. Auf der
Rückseite seiner Jacke war ein Emblem mit einem grimmigen Kopf mit Flügeln.
Freitag, 25. Oktober 2013
Lampenschirmtänze
Man schlägt sich durch,
arbeitet und arbeitet,
wie eine Maschine,
vielleicht nicht so präzise,
dafür flexibler.
Man schlägt den Wecker,
sucht einen Grund
um in der Nacht aufzustehen.
arbeitet und arbeitet,
wie eine Maschine,
vielleicht nicht so präzise,
dafür flexibler.
Man schlägt den Wecker,
sucht einen Grund
um in der Nacht aufzustehen.
Dienstag, 22. Oktober 2013
Wie man die Welt verbessern kann
Es war noch
dunkel, als ich morgens ins Büro kam. Die schwächliche Herbstdämmerung
versprach einen dunklen, tristen Tag. Wieder mal. Ich hängte meinen Mantel auf
und setzte mich an meinen Schreibtisch. Auf der Tastatur lag eine Notiz,
offenbar vom Redakteur: „Artikel WIE MAN DIE WELT VERBESSERN KANN. Bis 16:00!“
Okay. Endlich wurde ich mal gefordert.
Ich hatte schon viel gelernt, seit meinem Praktikum und ich dachte mittlerweile auch wie ein Journalist. Ich fing an, mich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Um Misststände zu beheben, muss man sich diese zuerst vor Augen führen. Quasi
alles sammeln, was scheisse ist. Ich begann voller Enthusiasmus mit einer Aufzählung. Hier ein Auszug: Elitäre Machtstrukturen. Fast Food. Materialistische
Wertvorstellungen. Leere Zuschauerränge. Inkonsequente Geschlechtergleichstellung.
Recycliertes Papier. Globale Konglomerate. Frigide Frauen. Soziale Netzwerke.
Hierarchische Strukturen. Bevölkerungswachstum. Überalterung. Volksverblödung. Massagen
ohne Happy End. Massenmedien. Soziale Ungleichheit. Steigende Bierpreise.
Schlechte Schiedsrichter. Klimaungleichgewicht. Unrasierte Frauen. Erfolgsorientierte
Menschen. Egomanen. Reality TV. Schlafmangel. Psychische Erkrankungen.
Kriegsindustrie. Politik. Smartphoneakkus. Gluten und Glutenfreies. Luxus. High
Society. Vorstände. Statuten. Überstunden. Deutsche Comedians. Kreuzbandrisse.
Casting Shows. Meetings. Small Talk. Etikette… Und so weiter, und so weiter.
Kurz vor der Mittagspause hatte ich soviele Missstände gesammelt, dass ich
erstmal kacken musste. Die Masse an Problemen überforderte mich. Ich resignierte. Das wars! Ich hatte meine Chance. Probezeit und raus! Was soll's. Ich bemitleidete mich eine Weile, aber dann entdeckte ich die Lösung zu all
meinen Problemen: Ich musste DAS Problem werden! Es war ganz einfach. Wenn ich glaubhaft darstellen konnte, dass ich für all die Scheisse verantwortlich war, dann konnte ich mich
als alleinige Problemquelle ausmachen. Was in gewissem Sinn auch stimmte. Denn
jeder Einzelne ist mitverantwortlich für Probleme, welche die Allgemeinheit
betreffen. Und da man primär sich selbst ändern kann, macht es Sinn sich
selbst als Hauptproblem zu identifizieren.
Ich war
begeistert von meinem Einfallsreichtum, trotz der etwas pathetischen Auslegung
der Aufgabenstellung. Ich schrieb wie
ein Teufel. Die Mittagspause war gestrichen, ich war zu sehr in Fahrt. Es war
magisch. Die Gliederung des Artikels ergab sich wie von selbst und die Wörter
flossen aus mir raus als würde ich sie ausschwitzen. Mein Plädoyer zur Rettung und
Erhaltung der Welt, der Menschheit und allem was sonst noch erhaltenswert war, wurde brilliant. Ich schloss mit der durchaus überraschenden Erkenntnis, das man mich
beseitigen müsse, da dies die einzige Möglichkeit sei, wie man die Welt nachhaltig
verbessern, ja gar retten könne. Das meinte ich natürlich nur metaphorisch und sollte nicht nur für mich, sondern für den Mensch als Spezies gelten. Stolz druckte ich meinen Artikel aus und brachte ihn dem
Redakteur zur Prüfung. Deadline eingehalten, Vorgaben erfüllt! Ich war
zuversichtlich.
Seither bin ich
auf der Flucht vor der Staatsgewalt. Besser gesagt, vor den Staatsgewalten.
Denn der Redakteur hat unmittelbar nach dem Durchlesen meines Artikels die
Behörden verständigt. Die interpretierten meinen Artikel als Geständnis eine
Bedrohung für die Menschheit zu sein. So wurde die Armee eingeschaltet und das
Ganze weitete sich zu einer internationalen Angelegenheit aus. Zwischen zwei
Kaffeepausen wurde ich zum Staatsfeind Nummer 1, innerhalb einer Woche zum
erklärten Todfeind der Menschheit. Ich kann nicht verraten wo ich mich momentan
befinde. Aber ich möchte gerne klar stellen, dass mein Artikel kein Geständnis
war und ich meine Aussagen widerrufe. Um es noch mal ganz deutlich zu
schreiben: Ich bin NICHT an allem Elend dieser Welt schuld und ich bin KEINE
Bedrohung für die Menschheit. Bitte lasst uns wieder Freunde sein. Okay?
Freitag, 18. Oktober 2013
Schatten, Licht und Körper
Ich werfe Schatten
achtlos auf den Boden,
so wie Andere Dinge entwerfen:
Skizzen,
Lebensentwürfe,
Unabhängigkeitserklärungen;
um sie dann doch zu verwerfen.
Ohne Licht ist kein Schatten,
aber wo nur Licht ist,
auch nicht.
so wie Andere Dinge entwerfen:
Skizzen,
Lebensentwürfe,
Unabhängigkeitserklärungen;
um sie dann doch zu verwerfen.
Ohne Licht ist kein Schatten,
aber wo nur Licht ist,
auch nicht.
Bin ich der Schatten
oder die Silhouette im Licht,
oder die Silhouette im Licht,
die den Schatten wirft?
Bin ich gar das Licht,
welches den Körper trifft
und nur durch sein Ausbleiben
welches den Körper trifft
und nur durch sein Ausbleiben
überhaupt den Schatten
ermöglicht?
Womöglich bin ich gar
der Boden;
die Leinwand
an dem das Licht
ein lebendiges Schauspiel projiiziert.
Wenn nicht der Schatten,
nicht das Licht,
nicht der Körper
und auch nicht der Boden,
dann bin ich der Raum,
also alles, was nicht das ist,
was ist.
an dem das Licht
ein lebendiges Schauspiel projiiziert.
Wenn nicht der Schatten,
nicht das Licht,
nicht der Körper
und auch nicht der Boden,
dann bin ich der Raum,
also alles, was nicht das ist,
was ist.
Donnerstag, 17. Oktober 2013
Ghost Dog am Neujahrstag
Die Welt war aus
den Fugen geraten und mein Kopf war eine tickende Zeitbombe. Es war
Neujahrstag. Silvester dauerte bis sechs Uhr morgens und das neue Jahr begann für
mich so wie das alte endete. Besoffen und deprimiert. Ich war jung und steckte
alles weg. Bier. Wein. Drinks. Cocktails. Noch mehr Bier zum runterkommen.
Feierwütige Leute. Spassmenschen. Mitternachtscountdown. Laute Musik. Anstossen
mit Schampus. Sich in den Armen liegende Fremde. Glückliche Gesichter. Dämliche
Gespräche während dem Pissen. Misslungene Flirtversuche. Abdrehen. Austicken.
Abschalten.
Ich hatte Kummer und ein schlechtes Jahr hinter mir. Kein Geld, keine
Perspektiven, keine Frauen. Mein Leben lag noch vor mir und ich wusste nicht,
was ich damit anfangen sollte. So kulminierte ein Jahr voller Enttäuschungen in
einer Nacht ohne Rücksicht auf Verluste. Als ich am Mittag aufwachte, schien mir das Leben nur noch begrenzt lebenswert
zu sein. Ich schleppte mich aufs Sofa und stierte wie ein hirnloses Zombie in
die Glotze. Stand eine halbe Stunde lang unter der Dusche. Betrachtete die
graue, kalte Winterlandschaft. Befand die Welt für hässlich. Trank ein paar
Gläser Milch und rannte aufs Klo um zu kotzen. Es gab nichts, was ich tun
konnte. Ich war aufgekratzt. Fühlte mich elend und rastlos. Ich spielte mit dem Gedanken, ein Bier aus dem Kühlschrank
zu holen, aber mein Magen war dagegen. Ich nahm meine Küchenmesser aus der
Schublade und versorgte sie wieder. Die Zeit verging grauenhaft langsam.
Ich durchstöberte meine Filmsammlung und entschied mich für Ghost Dog. Forest Whitaker fütterte Tauben und befolgte den Samuraicodex. Er ging Eis essen und legte einen Kerl um. Dann killten sie seine Tauben und er killte ein paar Kerle, die einen Bären gekillt haben. Er ging nochmals Eis essen und wurde gekillt. Ghost Dog war tot und mein Kater lebte immer noch. Es war unerträglich. Ich war nicht halb so gut wie ein Samurai. Aber ich fühlte mich wie einer. Alleine in meiner kleinen Wohnung. Unordentlich wie ein Taubenschlag, nur weniger verkackt. Mir fehlten die Ideale, für die es sich zu kämpfen lohnte. Von Fürsten hielt ich nicht viel. Der Film hatte mich noch mehr aufgewühlt, ich musste raus. Ich schnappte mir meine Autoschlüssel, stieg ins Auto und fuhr los.
Mit laut aufgedrehter Musik fuhr ich durch den ersten Nachmittag des Jahres. Die
Sonne war bereits am untergehen. Vor der Autobahn überlegte ich kurz, ob ich zum
Geisterfahrer werden sollte, wenn ich schon kein Ghost Dog sein konnte. Ich liess
es bleiben und fuhr normal weiter. Ohne Ziel. Wie immer. Kurz überlegte ich, ob
ich gar nicht mehr umdrehen sollte. Bis Frankreich fahren. Oder noch weiter. Aber nach
einer Stunde hatte ich genug. Mein Kater und meine Müdigkeit bewogen mich umzudrehen, also fuhr ich wieder heim. Zuhause angekommen, suchte ich das Hagakure,
den Ehrencodex der Samurai aus meinem Bücherregal und blätterte darin. Ich
versuchte darin eine Antwort, einen Sinn oder etwas Trost zu finden. Vergebens.
Der Tag war nicht mehr zu retten. Aber ich hatte noch viele Tage vor mir, um etwas
aus diesem Jahr zu machen. Das gelang mir dann schliesslich auch.
Mittwoch, 16. Oktober 2013
Mein systemkritischer Kunstfilm
Ach Scheisse.
Ich wollte etwas darüber schreiben, wie man gebrochen wird. Wie man seine
Träume aufgibt und sich verkauft. Wie man zur Hure des Systems wird. Wie man
sich vom langhaarigen Rebellen zum schlipstragenden Yuppie wandelt. Aber das
war zu gekünstelt und nichtssagend. Ich konnte nicht einfangen, was ich meinte.
Also habe ich das Geschreibsel wieder gelöscht. Vielleicht könnte ein Gedicht
meine Überlegungen besser ausdrücken, aber das hatten wir gerade erst.
Am besten wäre
ein Bild. Ich müsste versuchen eine Fotografie zu machen, die zeigt was ich
meine. Etwas visuell Poetisches. Zum Beispiel… Was weiss ich… Eine Blume, die
im Schatten einer Fabrik am welken ist. Allerdings wäre dies unlogisch, da die
Fabrik nicht plötzlich da steht. Es müsste eher die Baustelle einer Fabrik sein, die
der Blume vor der Sonne steht. Das könnte aber das gegenteilige Bild
vermitteln: Die Blume, die trotz der Baustelle einigermassen überlebt. Das wäre
falsch. Wie wär das: Ein toter Fisch der im Gewässer treibt, im Hintergrund sieht man
das Abwasserrohr einer Fabrik. Nein, auch nicht. Zu sehr Klische. Zu sehr
Greenpeace.
Vielleicht würde
es funktionieren, wenn man den Menschen ins Zentrum rücken würde. Ein faltiger
Mann mit tiefen Rändern unter den Augen, der in einer Kneipe sitzt. Sein
Schlips ist gelockert, der oberste Hemdknopf ist offen, das Haar zerzaust. Er
sieht heruntergekämpft aus, nippt an einem Drink. Nahe dran! Sagt viel aus,
aber doch zu wenig. Okay, vielleicht müsste ich einen Kurzfilm
drehen, dann könnte ich diese Szene erweitern und noch mehr zeigen. Zum
Beispiel ein Indiz auf die Träume des Mannes. Er könnte seinen Drink auf die
Theke stellen, seinen Aktenkoffer öffnen und das Manuskript eines Romans
hervorholen. Dann ein schneller Schnitt und hektische
Szenen aus seinem Arbeitsalltag. Meeting. Telefonate. Zusammenschiss vom Chef.
Deadline. Vorgaben. Leistungsdruck. Schnitt zurück auf den Mann. Er lässt
resigniert den Kopf sinken, verstaut das Manuskript wieder im Aktenkoffer und
bestellt sich noch einen Drink.
Das hat was, aber dazu fehlen mir die Ressourcen und die Fertigkeiten. Keine Kamera, keinen Schauspieler, keine Filmerfahrung. Nicht dass ich vor hätte einen verfluchten Kunstfilm zu drehen oder so. Nein, ich möchte nur gerne etwas beschreiben, was schwierig zu beschreiben ist. Das, was ich anfänglich zu beschreiben versuchte, was allerdings der letzte Kack war. Dieses pseudo Systemkritische. Nein, das ist zu platt und kann die Nuancen nicht einfangen, die man zeigen müsste um es gut zu machen. Ich weiss, was ihr denkt. Wenn der Sack anständig schreiben könnte, dann hätte er das hingekriegt. Aber so einfach ist es nicht. Manchmal ist es besser, wenn etwas ohne Worte passiert. Heute gibt es also keinen guten Eintrag, kein Bild und schon gar keinen Kunstfilm. Vielleicht morgen.
Das hat was, aber dazu fehlen mir die Ressourcen und die Fertigkeiten. Keine Kamera, keinen Schauspieler, keine Filmerfahrung. Nicht dass ich vor hätte einen verfluchten Kunstfilm zu drehen oder so. Nein, ich möchte nur gerne etwas beschreiben, was schwierig zu beschreiben ist. Das, was ich anfänglich zu beschreiben versuchte, was allerdings der letzte Kack war. Dieses pseudo Systemkritische. Nein, das ist zu platt und kann die Nuancen nicht einfangen, die man zeigen müsste um es gut zu machen. Ich weiss, was ihr denkt. Wenn der Sack anständig schreiben könnte, dann hätte er das hingekriegt. Aber so einfach ist es nicht. Manchmal ist es besser, wenn etwas ohne Worte passiert. Heute gibt es also keinen guten Eintrag, kein Bild und schon gar keinen Kunstfilm. Vielleicht morgen.
Montag, 14. Oktober 2013
Ode an die Maloche
Geliebtes
Hamsterrad, rundrasendes,
lässt mich sein ein Zahnrad in der Maschine,
Regelwerk der Industrie, du Mahnendes,
Stimmgabel für das Summen der Arbeitsbiene.
lässt mich sein ein Zahnrad in der Maschine,
Regelwerk der Industrie, du Mahnendes,
Stimmgabel für das Summen der Arbeitsbiene.
Maloche, du
Sklaverei der Moderne,
Fixpunkt des Menschenlebens,
Sonne, Mond und auch die Sterne,
du glücklosestes jedes Strebens.
Fixpunkt des Menschenlebens,
Sonne, Mond und auch die Sterne,
du glücklosestes jedes Strebens.
Lässt mich altern, lässt mich welken,
stielst meine Jugend, frecher Dieb
meinen Lebensgeist willst du melken
knockst mich aus mit hartem Hieb.
Nimmst meine Zeit gefangen,
hast mich in der Hand, notgedrungen
mit leerem Blick und blassen Wangen,
ist die Flucht mir nicht gelungen.
Maloche, du
Mörder der Träume,
hast die Lust an Manchem auf dem Gewissen,
steckst die Menschen in kahle Räume,
lässt sie ihr Zuhause und ihre Lieben vermissen.
steckst die Menschen in kahle Räume,
lässt sie ihr Zuhause und ihre Lieben vermissen.
Ich brauche dich, du Mittel zum Zweck,
aber du nutzt dies aus, ohne Scham,
behandelst mich schlecht, so wie Dreck,
erfüllst mein Herz mit massig Gram.
aber du nutzt dies aus, ohne Scham,
behandelst mich schlecht, so wie Dreck,
erfüllst mein Herz mit massig Gram.
Mittwoch, 9. Oktober 2013
Zeitunglesen am Bahnhof
Ich sass am
Bahnhof im Wartehäuschen und tat, was zu tun war. Ich wartete und las die
Zeitung. Ein Säufer kam herein und setze sich auf den freien Platz neben mir.
Ich nickte ihm zu und versuchte ein Gespräch zu vermeiden. Er linste in meine
Zeitung.
„Scheiss Solarzeugs! Sin‘ eh alles Abzocker und Betrüger!“
„Mhm…“
Ich blätterte weiter. Er fummelte nervös an seinen Schuhen und an seinen
Hosenbeinen herum. Ich räusperte mich, was er fälschlicherweise als Zeichen
verstand.
„Alles faule Schweine, diese Griechen!“
„Mhm…“
Ich blätterte weiter. Er rutschte auf der Bank hin und her und versuchte einen
weiteren Blick auf die Zeitung zu erhaschen.
„Kondome für Tiere! So‘n Schwachsinn! Würden lieber mal was Gutes erfinden, nee?“
„Mhm…“
„Nicht seh‘ gesprächig, was Kumpel? Mussde dich konzentrieren?“
Der Scheisser ging mir auf die Eier. Ich übersprang den Wirtschaftsteil aus
Angst vor geistreichen Kommentaren zur Börsensituation und blätterte zum Sport.
„Na, die Flaschen habn wieder schööön auf die Fresse gekriegt, was? Paar Spiele
gewonnen un‘ schon habnse das Pulver verschossen!“
„Hmmmmm… M….Hmmmm….“
„Ah, die Sau ist geil! Was machtse denn? Das ist doch die, die Tennis spielt?“
Ich konnte der Versuchung knapp widerstehen zu antworten, dass eine Frau, die
gerade einen Aufschlag mit einem Tennisschläger macht, wohl keine verdammte
Skifahrerin sei. Doch meine Zurückhaltung half nichts, der Kerl kam langsam in
fahrt.
„Nationalmannschaft im Arsch! Sind alles Ausländer da! Sollnse mal besser
Nationenmannschaft nennen. Nee, noch besser, Auslandsnationenmannschaft!“
Da musste er aufgrund seines eigenen Wortwitzes derart heftig lachen, dass er zu
husten und zu röcheln anfing. Er blickte mich panisch an und deutete mit seiner
Hand auf seinen Rücken. Geschlagen hätte ich ihn wirklich gerne. Stattdessen stand ich auf und streckte ihm die Zeitung hin.
„Hier, Kumpel, kannst sie noch fertig lesen.“
Ich sah noch, wie er sich mit hochrotem Kopf auf die Brust schlug, dann ging ich
raus und sah, dass mein Zug bereits um die Kurve kam.
Dienstag, 8. Oktober 2013
Kurzgedicht: Kaffee und Küsse
Sie stellte den Kaffee vor mich hin
und gab mir einen Kuss
und plötzlich war alles wieder gut.
und gab mir einen Kuss
und plötzlich war alles wieder gut.
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