Ich
sprach gerade mit dem Barkeeper über die Wichtigkeit frischer Limetten in
Daiquiris, als der Kerl neben mich trat und dem Barkeeper mit tiefer Stimme
zuraunte:
„‘n Bier. Gross.“
„‘n Bier. Gross.“
Ich sah
den Kerl aus den Augenwinkeln an. Zuerst dachte ich, dass ich schon besoffen
sei. Aber als ich meinen Kopf drehte, stellte ich fest, dass ich richtig gesehen hatte. Er
war mindestens zwei Meter gross und auch fast so breit. Er trug eine Lederjacke
mit Fransen und Aufnähern, zerschlissene Jeans und hatte lange Haare. Auf der
Rückseite seiner Jacke war ein Emblem mit einem grimmigen Kopf mit Flügeln.
Darunter stand Heavenly Warriors MC. Mein messerscharfer Verstand kam zum Schluss, dass es sich hierbei um einen Biker handeln musste. Ich war stolz auf meine Beobachtungsgabe, aber mir wurde zunehmend unwohler. In der Kneipe war es mucksmäuschenstill geworden. Der Barkeeper zapfte das Bier und stellte es ihm hin. Er nahm es wortlos entgegen und leerte das Glas mit einem langen, grossen Schluck. Er bestellte noch eins und rülpste gefühlte zehn Sekunden lang.
Darunter stand Heavenly Warriors MC. Mein messerscharfer Verstand kam zum Schluss, dass es sich hierbei um einen Biker handeln musste. Ich war stolz auf meine Beobachtungsgabe, aber mir wurde zunehmend unwohler. In der Kneipe war es mucksmäuschenstill geworden. Der Barkeeper zapfte das Bier und stellte es ihm hin. Er nahm es wortlos entgegen und leerte das Glas mit einem langen, grossen Schluck. Er bestellte noch eins und rülpste gefühlte zehn Sekunden lang.
Ich
versuchte möglichst unauffällig zu wirken und nippte konzentriert an meinem
Drink. Nicht auffallen, ja nicht auffallen, sagte ich mir. Ich starrte
geradeaus, bemerkte aber, dass ich im Spiegel hinter der Bar genau auf den
Biker starrte. Mir wurde übel und Schweissperlen sammelten sich auf meiner
Stirn. Der Kerl bekam sein zweites Bier. Diesmal liess er sich etwas Zeit und
leerte nur die Hälfte mit einem Schluck. Ich spielte mit dem Gedanken unauffällig
zu verschwinden. Entweder aufs Klo gehen und warten, bis der Kerl weg war oder
gleich raus aus der Kneipe. Dann müsste ich aber zuerst noch meinen Drink
bezahlen und das könnte seine Aufmerksamkeit erregen. Das ist genau das, worauf
Typen wie der warten: Irgendeinen Grund, um einen anzupissen und Stunk zu
machen. Ich war nun überzeugt, dass er es auf mich abgesehen hatte. Er schien
auch immer näher zu mir rüber zu rutschen. Vielleicht war er auch eine Tunte, die
einen Loverboy für die Nacht suchte. Aber nicht mit mir! Da konnte mich der Schweinekopf
meinetwegen abstechen oder zu Hackfleisch verarbeiten. Ich war zwar einen Kopf
kleiner und wohl nur halb so schwer, aber an mir würde er schwer zu beissen
haben.
Plötzlich
donnerte seine Stimme in mein Ohr:
„He
Kleiner!“
Ich
zuckte zusammen. Das Herz rutschte mir aus dem Arsch, fiel auf den Boden und
rannte davon.
„Kennst
du Jesus?“ Fragte er mich. Er hatte sich mittlerweile komplett mir zugewandt.
Ich dachte, er meinte einen spanischen Kumpel aus seiner Motorrad Gang oder so.
„Ich…
Ehm, bin nicht sicher…“
„Der
Messias, Sohn Gottes, der Erlöser der Menschheit? Der für deine, DEINE Sünden
gestorben ist, um dir den Pfad ins Paradies zu ebnen? Kennst du Jesus?“
„Äh, ja…“
„Ich meine,
kennst du Jesus WIRKLICH? Kennst du seinen Weg und sein Reich? Kennst du seine
Gnade und sein Wirken?“
„Äh,
nein…“
Der
Kerl lachte laut auf und schlug mir auf die Schulter. Ich war überzeugt, dass
dies kumpelhaft gemeint war, aber es fühlte sich an, wie von einem LKW
angefahren zu werden. Er bestellte je ein Bier für uns beide und begann von
Jesus zu schwärmen. Er erzählte mir von seinen Sünden, die ihm durch Jesus
vergeben worden sind und von der Einsicht, die er erlangt hatte. Wir unterhielten
uns eine ganze Weile. Die verkrampfte Stimmung in der Kneipe war verflogen.
Alle lachten und redeten, tranken und lärmten. Der Kerl sagte, sein Name sei
Gabriel und er sei Mitglied bei einem christlichen Motorrad Club. Zum Abschied
gab er mir noch einen Flyer vom nächsten Gottesdienst der Heavenly Warriors. Ich versprach ihm, darüber nachzudenken. Das tat
ich wirklich. Ich fragte mich, wie schlimm es um mich stehen müsse, wenn ein
Kerl wie Gabriel versuchte mich zu erretten. Immerhin hat er mir ein Bier
bezahlt.
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