Ich sass am
Bahnhof im Wartehäuschen und tat, was zu tun war. Ich wartete und las die
Zeitung. Ein Säufer kam herein und setze sich auf den freien Platz neben mir.
Ich nickte ihm zu und versuchte ein Gespräch zu vermeiden. Er linste in meine
Zeitung.
„Scheiss Solarzeugs! Sin‘ eh alles Abzocker und Betrüger!“
„Mhm…“
Ich blätterte weiter. Er fummelte nervös an seinen Schuhen und an seinen
Hosenbeinen herum. Ich räusperte mich, was er fälschlicherweise als Zeichen
verstand.
„Alles faule Schweine, diese Griechen!“
„Mhm…“
Ich blätterte weiter. Er rutschte auf der Bank hin und her und versuchte einen
weiteren Blick auf die Zeitung zu erhaschen.
„Kondome für Tiere! So‘n Schwachsinn! Würden lieber mal was Gutes erfinden, nee?“
„Mhm…“
„Nicht seh‘ gesprächig, was Kumpel? Mussde dich konzentrieren?“
Der Scheisser ging mir auf die Eier. Ich übersprang den Wirtschaftsteil aus
Angst vor geistreichen Kommentaren zur Börsensituation und blätterte zum Sport.
„Na, die Flaschen habn wieder schööön auf die Fresse gekriegt, was? Paar Spiele
gewonnen un‘ schon habnse das Pulver verschossen!“
„Hmmmmm… M….Hmmmm….“
„Ah, die Sau ist geil! Was machtse denn? Das ist doch die, die Tennis spielt?“
Ich konnte der Versuchung knapp widerstehen zu antworten, dass eine Frau, die
gerade einen Aufschlag mit einem Tennisschläger macht, wohl keine verdammte
Skifahrerin sei. Doch meine Zurückhaltung half nichts, der Kerl kam langsam in
fahrt.
„Nationalmannschaft im Arsch! Sind alles Ausländer da! Sollnse mal besser
Nationenmannschaft nennen. Nee, noch besser, Auslandsnationenmannschaft!“
Da musste er aufgrund seines eigenen Wortwitzes derart heftig lachen, dass er zu
husten und zu röcheln anfing. Er blickte mich panisch an und deutete mit seiner
Hand auf seinen Rücken. Geschlagen hätte ich ihn wirklich gerne. Stattdessen stand ich auf und streckte ihm die Zeitung hin.
„Hier, Kumpel, kannst sie noch fertig lesen.“
Ich sah noch, wie er sich mit hochrotem Kopf auf die Brust schlug, dann ging ich
raus und sah, dass mein Zug bereits um die Kurve kam.
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