Freitag, 18. November 2016

Huldigung an den Schmerz


Heute ist wieder so ein Tag, an dem ich der wunderbaren Süsse eines dumpfen, körperlichen Schmerzes huldigen möchte. Ich fühle mich, als hätte ich die Nacht in einer Schrottpresse verbracht und wäre heute Morgen als kompakter Blechwürfel ausgespuckt worden. Fussball ist eigentlich ein wunderbarer Sport, ein herrliches Spiel. Aber wenn man über 30 ist, dann ist die Essenz von Fussballspielen Masochismus.
Darauf kann man das Ganze reduzieren. Ich will aber nicht jammern, schliesslich sind solche Schmerzen doch etwas angenehm Kuscheliges. Damit meine ich Schmerzen, die von der Intensität her eher niedrig aber konstant sind, die sanft aber bestimmt pochen und uns daran erinnern, dass wir sind. Descartes hätte bestimmt Freude an dieser Auslegung. Jedenfalls ist das gelebte Achtsamkeit. Das Bewusstsein kehrt immer wieder in die Mitte zurück und betrachtet das Selbst und den Schmerz. Ich bin nicht sicher, ob es viele Erfahrungen gibt, die tiefere Kontemplation ermöglichen. Das Tolle an der Sache ist, dass die Dauer, der Umfang und die Häufigkeit der Schmerzen mit dem Alter grösser werden. Ich gehe davon aus, dass ich mit 40 in der Lage sein werde, mich so tief zu versenken wie ein lange praktizierender Meditationsmeister. Alleine die Vorstellung daran lässt mich ungeduldig auf den weiteren Zerfall meines Körpers warten, der mir nun im Angesicht der Verheissung fast zu langsam vor sich geht.

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